Lektion 1: Arpeggien-Solos

Arpeggien

Als Arpeggio bezeichnet man einen Mehrklang, bei dem die einzelnen Töne nicht gleichzeitig, sondern nacheinander erklingen.

Was für viele Instrumenten einiges an Übung erfordert, ist mit der Ukulele kinderleicht auszuführen: Man streiche mit dem Zeigefinger der rechten Hand einmal sachte über die vier Saiten der Ukulele.

Voila — ein Arpeggio erklingt!

Das Praktische an einem Arpeggio ist, daß der letzte Ton fast automatisch als dominierend wahrgenommen wird. Streiche mit dem Zeigefinger abwechselnd ab- und aufwärts über die Saiten der Ukulele.

Was wir nun hören, wirkt wie eine Folge der Töne a’ und g’, jeweils “untermalt” von den anderen Tönen der Arpeggien. Man könnte also sagen: Wir spielen die Tonfolge a’ g’ a’ g’ …, wobei jeder Ton von einem Akkord begleitet wird.

Dieses Prinzip ermöglicht auf unglaublich einfache Art, mit der Ukulele solistisch Melodien mit Selbstbegleitung zu spielen. Ich kenne kein anderes Instrument, mit dem dies so kinderleicht und fast völlig mühelos möglich ist.

Arpeggien-Solos sind also gewiß nicht die einzige Art, Ukulele zu spielen — aber sie sind ein sehr einfacher Einstieg, mit dem man schon nach kürzester Zeit komplex klingende Solo-Arrangements spielen kann. So macht der Einstieg von Anfang an Spaß — und das finde ich wichtig!

1. “Kommet, ihr Hirten”: Arpeggien mit Aufschlag

Wir spielen nun das erste Stück aus dem E-Book Erste Übungsstücke für Solo Ukulele. Wie die Tabulatur funktioniert, wird hier erklärt:

Spiele nun ganz langsam das Stück nach der Tabulatur. Ignoriere vorerst die Noten völlig. Achte nur darauf, jedes Arpeggio und jeden Ton richtig zu treffen. Die Arpeggien sollen grundsätzlich mit dem Zeigefinger der rechten Hand gespielt werden. Die Einzeltöne sollen vorerst “nach Lust und Laune” mit Zeige- und Mittelfinger gezupft werden. Lediglich die Töne auf der 4. Saite sollen mit dem Daumen gezupft werden.

In diesem Stück werden ausschließlich Arpeggien mit “Aufschlag” gespielt, d.h. der Zeigefinger bewegt sich aufwärts über die Saiten. In der Tabulatur werden Arpeggien durch gewellte Pfeile dargestellt. Da in der Tabulatur jede der vier Linien des Systems eine Saite darstellt, zeigen diese Pfeile genau an, über welche Saiten in welcher Reihenfolge der Zeigefinger streichen soll. Wie man sieht, zeigen die Pfeile abwärts. Doch wenn man die Ukulele in Spielhaltung hält, ist die 1. Saite zuunterst, und die 4. Saite zuoberst. In der Tabulatur hingegen wird die 1. Saite durch die oberste Linie dargestellt, und die 4. Saite durch die unterste. Daher gilt stets:

  • Ein abwärts gerichteter gewellter Pfeil stellt ein Arpeggio mit Aufschlag dar (man streicht aufwärts über die Saiten)
  • Ein aufwärts gerichteter gewellter Pfeil stellt ein Arpeggio mit Abschlag dar (man streicht abwärts über die Saiten)

Sobald das alles einigermaßen klappt, versuchen wir, das Stück mit der korrekten Rhytmik zu spielen. Schau Dir hierfür zuerst folgende Seiten an:

Die Noten mit nach oben gerichteten Hälsen sind also maßgeblich für den Rhytmus, in dem die Melodie erklingen soll. In diesem Stück sind vor allem Viertel- und Achtelnoten: Die Viertelnoten sollen doppelt so lang erklingen wie die Achtelnoten.

Wir zählen dazu in jedem Takt: “Eins – und – zwei – und – drei – und”. Ach ja: Takte werden durch Taktstriche voneinander getrennt. Das sind diese vertikalen Linien, die die Tabulatur in lauter einzelne kurze Abschnitte unterteilen.

Die erste Melodienote im ersten Takt — eine Viertelnote — dauert also so lange wie das Aufsagen von “Eins – und”.  Beim darauffolgenden Aufsagen von “zwei – und – drei – und” wird mit jedem Wort eine Achtelnote gespielt. So ergibt sich die Rhytmik des ersten Taktes — nach demselben Prinzip werden die anderen Takte “abgezählt”, so daß jedes Zählwort (Zahl oder “und”) einer Achtelnote entspricht, und eine Viertelnote je zwei Zählworte benötigt.

Die punktierten halben Noten dauern dreimal so lange wie eine Viertelnote, und benötigen somit sechs Zählworte!

Ach ja — der seltsame “dünn-fette” Taktstrich mit zwei Punkten links daran ist ein Wiederholungszeichen. Dieses bedeutet hier, daß man den Anfangsteil des Stückes (eben bis zu diesem Zeichen) zweimal spielen soll.

Und so sollte es klingen:

 2. “Auf einem Baum ein Kuckuck saß”: Abschlag, Wechselschlag, Wechseltakt

Lesestoff vor dem Spielen dieses Stückes: Der Takt.

Achtung: In diesem Stück haben wir zwei Taktwechsel! In den 2/4-Takten zählen wir nur bis 2, in den 3/4-Takten bis 3. Außerdem kommen in diesem Stück Sechzehntelnoten vor. Diese sind doppelt so schnell wie Achtel. Eine Gruppe aus zwei Sechzehnteln soll genauso lange dauern wie eine einzelne Achtelnote.

Dieses Stück hat einen Auftakt, der nur eine Viertelnote lang ist. Das ist nichts ungewöhnliches. Bei der Zählung der Takte wird der Auftakt nicht mitgezählt. Meistens wird der letzte Takt um die Länge des Auftaktes verkürzt. Der Sinn davon ist: Wenn man das Stück wiederholt (was im Falle eines mehrstrophigen Liedes ebenfalls nicht ungewöhnlich ist), bildet der letzte Takt zusammen mit dem Auftakt einen Takt voller Länge, so daß die Rhythmik des Stückes durchgehend gehalten wird.

Im 3. Takt wird der Ton F gleich sieben Mal hintereinander gespielt, dazu noch recht schnell, denn vier dieser Noten sind Sechzehntel. Daher sollte hier unbedingt mit Wechselschlag gespielt werden: Beim Anschlagen der Töne wechseln sich immer der Zeige- und der Mittelfinger der rechten Hand ab.

So sollte es klingen:

Töne auf der 4. Saite, auf die direkt ein Abschlag folgt, zupfe ich nicht mit dem Daumen, sondern mit dem Zeigefinger. Man sollte es sowieso nicht als “Regel” betrachten, daß der Daumen stets die 4. Saite anschlägt. Manchmal ist es notwendig, manchmal möchte man es sogar vermeiden. Im Prinzip sollte man in der Lage sein, mit jedem Finger der rechten Hand jede Saite anzuspielen.

Hinweis: Um den kleinen Finger (u.a. auch für das nächste Stück) etwas zu trainieren, rate ich dazu, bei diesem Lied die Note c” (3. Bund auf der A-Saite) mit dem kleinen Finger zu greifen (wie im Video).

3. Michael, Row the Boat Ashore

  • Die Taktangabe “C” (“Common time”) steht für 4/4-Takt.
  • Im Takt 3 tauchen sowohl in der Melodie- als auch in der Begleitungsstimme ganze Noten auf. Da ganze Noten keine Hälse haben, kann man nur dadurch, daß eine der Noten (ein a’) etwas zur Seite abgesetzt ist, erkennen, daß diese die Melodienote ist.
  • Im 5. Takt greifen wir den Em-Akkord mit den Fingern 1,2,3. (Zeige- Mittel- und Ringfinger). Um danach den Melodieton f’ auf der 3. Saite zu spielen, lassen wir den 3. Finger liegen, und setzen zusätzlich den 4. Finger auf der 3. Saite auf. So kann der Ton e’ noch nachklingen. Um den Dm-Akkord im nächsten Takt zu greifen, gleiten wir mit dem 3. Finger auf der 3. Saite hinunter in den 2. Bund, und setzen zusätzlich den 2. Finger auf der 2. Saite auf.
    Dieses Liegenlassen von Fingern auf Saiten ist eine wichtige Grifftechnik. Man sollte stets darauf achten, ob dies möglich ist.

4. It Takes a Worried Man

  • Im 5. Takt greifen wir den Bb-Akkord, indem wir den 1. Finger flach über die Saiten 1 und 2 legen. Dies nennt sich “kleines Barré”, und ist leichter als das “normale Barré” auszuführen.
  • Den 2. Finger kann man in den Takten 5 bis 7 auf der 3. Saite liegen lassen.
  • Im 13. Takt wird der Ton g’ mittels eines Haltebogens auf die Länge von 7 Taktschlägen verlängert, und reicht somit weit in den darauffolgenden Takt hinein. Hier muß man mitzählen, um die Länge richtig zu erwischen!

 5. Amazing Grace

  • Hier werden Triolen eingeführt (z.B. in Takt 1). Eine solche Achteltriole dauert insgesamt so lange wie eine Viertelnote.
  • Um die Rhytmik zu üben, ist es sinnvoll, den Takt gleichmäßig mit einem Fuß oder einer Hand zu klopfen, während man die Zählworte aufsagt.
  • Dieses Lied hat einen 3/4 Takt, man führt also 3 Schläge pro Takt aus, und jeder Schlag steht für eine Viertelnote.
  • Wir sagen dabei auf: “Eins-und-zwei-und-drei-und”, wobei jedes Zählwort für eine Achtelnote steht.
  • Wo eine Triole auftaucht, brauchen wir jedoch drei statt zwei Zählworte. Wir zählen also z.B. im Takt 1: “Eins und zwei und drei-er-lei” Dabei dauert “drei-er-lei” genau so lange wie “Eins und” bzw. “zwei und”. Das ist recht anspruchsvoll, aber die “Klopftechnik” hilft sehr, in den Rhytmus hineinzufinden.

6. Aura Lee

Im Takt 13 lässt man die Finger für den Wechsel vom F-Akkord zu D7 einfach auf den Saiten liegen und gleitet einen Bund höher.

8. Im Märzen der Bauer

Beim Übergang von Dm zu Gm zwischen Takt 13 und 14  kann man den 3. Finger auf der 3. Saite liegen lassen, den Gm-Griff greift man dann mit den Fingern 2, 3 und 4.