Stimmen mit der Stimmgabel

Die Stimmgabel

Die Stimmgabel wird genutzt, um auf einfache Weise einen definierten Referenzton zu erzeugen. Die meisten Stimmgabeln erzeugen den Ton a’ mit der Frequenz 440 Hz — auch bekannt als Kammerton. Es gibt auch spezielle Stimmgabeln für andere Töne. Für das Stimmen der Ukulele ist jedoch eine ganz normale, einfache Stimmgabel für 440 Hz, wie in der Abbildung gezeigt, am besten geeignet.

Um mit der Stimmgabel einen Ton zu erzeugen, hält man sie am Verbindungsstück, schlägt einen Zinken gegen einen festen (aber nicht harten) Gegenstand (z.B. das eigene Knie), und drückt dann den Fuß der Stimmgabel leicht gegen einen Resonanzkörper — dies kann z.B. eine Holzplatte sein, optimal geeignet ist jedoch die Brücke einer Ukulele.

Stimmen des Tones a’ nach Schwebung

Man erzeugt also den Referenzton wie beschrieben, und stimmt nun die A-Saite. Diese muß bei der Ukulele genau nach dem Stimmton der Stimmgabel (also a’) gestimmt werden. Man hat es folglich leichter als z.B. bei der Gitarre, wo die A-Saite 2 Oktaven tiefer erklingt als der Ton der Stimmgabel.

Wie man anhand der Schwebung stimmt, habe ich auf der Seite Stimmen nach Referenztönen beschrieben. Bei korrekter Verwendung der Stimmgabel wird die Schwebung sehr deutlich hörbar, somit ist eine sehr präzise Stimmung möglich.

Stimmen der anderen Saiten (GCEA-Stimmung mit hoher G-Saite)

Das grundlegende Vorgehen ist, zuerst die A-Saite nach der Stimmgabel zu stimmen, und dann alle anderen Saiten nach der A-Saite zu stimmen. Hierzu wird jeweils eine zu stimmende Saite so gegriffen, daß sie denselben Ton erzeugen sollte wie eine andere, schon gestimmte (nicht gegriffene) Saite. Dann wird die gegriffene Saite so lange nachgestimmt, bis die Töne übereinstimmen:

  1. Die 2. Saite im 5. Bund gegriffen — soll mit demselben Ton erklingen wie die 1. Saite.
  2. Die 3. Saite im 4. Bund gegriffen — wie die 2. Saite.
  3. Die 4. Saite im 2. Bund gegriffen — wie die 1. Saite.

In der angegebenen Reihenfolge(1,2,3): Je beim weißen Kreis greifen, dann die gegriffene Saite so stimmen, daß sie denselben Ton erzeugt, wie die mit dem roten Pfeil verbundene (nicht gegriffene) Saite.

Um also für GCEA-Stimmung die E-Saite (2. Saite) nach der A-Saite (1. Saite) zu stimmen, greift man die E-Saite im 5. Bund und schlägt beide Saiten gleichzeitig an. Man kann nun mithilfe der Schwebung die E-Saite stimmen.

Entsprechend stimmt man nun noch die C-Saite (3. Saite) und die G-Saite (4. Saite).

Es ist wichtig, daß man die Saiten sehr locker greift, und keinesfalls bis zum Griffbrett durchdrückt, da man sonst den Ton schon durchs Greifen verzieht!

Nach dem Stimmen spielt man probeweise einige Akkorde an, um zu hören, wie sauber diese nun klingen. Es sollten möglichst keine oder nur sehr langsame Schwebungen innerhalb gespielter Akkorde erklingen.

Für Fortgeschrittene: Kompensierende Stimmung

Man wird vielleicht feststellen, daß trotz sorgfältigem Vorgehen nach dem Stimmen einige Akkorde nicht schwebungsfrei klingen. Der Hauptgrund dafür ist, daß selbst gute Instrumente praktisch nie 100%ig perfekt intonieren. Dies kann durch gute Einstellung des Instruments optimiert werden, absolute Perfektion wird man jedoch kaum erreichen.

Beim Stimmen mit einem Stimmgerät fällt dies oft nicht auf, da man nicht lernt, auf Schwebungen und die Reinheit von Intervallen zu achten — was aus meiner Sicht ein wesentlicher Nachteil ist!

Man kann die Inperfektion eines Instrumentes in gewissem Maße durch leichtes Anpassen der Stimmung kompensieren. Man darf freilich keine Wunder erwarten: Ein deutlich bundunreines Instrument wird immer schief klingen. Doch ganz leichte Abweichungen von der Perfektion sind für das Ohr tolerierbar. Sobald eine Schwebung sehr langsam wird, stört sie nicht mehr.

Man spielt also die Akkorde, welche für das zu spielende Stück besonders wichtig sind, und achtet darauf, ob Schwebungen erklingen, und wie die Schwebungen sich durch das vorsichtige Nachstimmen einzelner Saiten verändern. Oft ist es möglich, auf diese Weise eine Stimmung zu finden, in der alle Akkorde, die man spielen möchte, gut klingen.

Man sollte sich freilich nicht auf der Suche nach absolut perfekter Klangreinheit verzetteln. Ein wenig “Bewegung im Klang” ist normal und lässt sich meist auch nicht völlig verhindern, nicht einmal mit einem perfekten Instrument. Es ist oft sogar der Musik dienlich, daß manche Akkorde reiner klingen als andere.

Praxisbeispiel für eine kompensierende GCEA-Stimmung

Eine für die meisten Ukulelen gut funktionierende kompensierende Stimmung erreicht man auf folgende Weise:

  • Man stimmt zuerst die A-Saite mithilfe der Stimmgabel.
  • Dann stimmt man die E- und die C-Saite nach der A-Saite.
  • Nun greift man die A-Saite im 3. Bund und spielt sie gemeinsam mit der leeren(= nicht gegriffenen) C-Saite. Wenn keine Schwebung zu hören ist, spricht dies für die Qualität der Ukulele. Ansonsten kompensiert man nun die Abweichung, indem man die Schwebung gewissermaßen “verteilt”: Man verändert die Stimmung der E- und C-Saite so, daß alle drei Kombinationen akzeptabel klingen:
  1. Leere A-Saite und E-Saite im 5. Bund gegriffen
  2. Leere E-Saite und C-Saite im 4. Bund
  3. Leere C-Saite und A-Saite im 3. Bund
  • Nun muß noch die G-Saite gestimmt werden. Man stimmt diese nun so, daß folgende Kombinationen akzeptabel klingen:
  1. Leere A-Saite und G-Saite im 2. Bund
  2. Leere G-Saite und E-Saite im 3. Bund

Sollte es nicht möglich sein, auf diese Weise eine gut klingende Stimmung zu erreichen, ist es vielleicht ratsam, an der Einstellung des Instrumentes zu arbeiten, um die Intonation zu verbessern.

Kompensierende Spielweise

Meiner Erfahrung nach klingen viele Ukulelen bei gegriffenen Tönen eher ein kleines bisschen zu hoch. Dies ist ungünstig, lässt sich jedoch oft durch geeignete Einstellung ändern. Wenn ein Instrument hingegen so eingestellt ist, daß gegriffene Töne eher ganz leicht zu tief als zu hoch erklingen, kann durch leichtes Variieren des Drucks beim Greifen der Saiten während dem Spiel die Intonation beeinflusst werden. Dies ist eine Sache die manche sehr geübte Spieler intuitiv machen, und so eine besondere Klangreinheit erzielen.