Lektion 4: Zweistimmiges Spiel

Die Ukulele hat zwar nur einen kleinen Tonumfang, doch in diesem zwei dicht beieinander geführte Stimmen gleichzeitig zu spielen, funktioniert überraschend gut, und klingt fantastisch. Daher arrangiere ich auch gerne Musikstücke zweistimmig für Solo-Ukulele.

Natürlich kann man diese Stimmen auch auf zwei Ukulelen verteilen und dann als Duo spielen.

Für das Spielen zweistimmiger Stücke auf der Ukulele ist die rechte Hand wieder in besonderem Maße gefordert. Bis jetzt haben wir nur eine einzelne Melodielinie gespielt, so daß immer nur ein Finger der rechten Hand etwas zu einer Zeit tun musste (auch bei Arpeggien). Doch nun müssen zwei Finger der rechten Hand gleichzeitig koordiniert Töne zupfen können.

Grifftechnisch sind die einfacheren zweistimmigen Stücke hingegen oftmals keine besondere Herausforderung.

23. Menuett (Robert de Visée)

In diesem Stück ist die 2. Stimme denkbar einfach: Sie besteht nur aus den Tönen d’ und g’, die auf der 3. und 4. Saite gespielt werden. Der Zeigefinger der linken Hand kann die ganze Zeit auf dem 2. Bund der 3. Saite liegenbleiben. (Vorsicht, daß er nicht verkrampft!) Das Einfachste ist, die 2. Stimme nur mit dem Daumen zu zupfen. Für die schnelleren Töne der 1. Stimme sind dann der Zeige- und Mittelfinger frei und können im Wechselschlag spielen (was ratsam ist).

 24. Bransle

In diesem lebhaften Tanzstückchen ist die 2. Stimme etwas bewegter. Trotzdem sollte sie größtenteils mit dem Daumen angeschlagen werden. An einigen Stellen passiert allerdings etwas interessantes: Z.B. im 5. Takt (der erste vollständige Takt in der 2. Zeile) werden an zwei Stellen jeweils ein g’ (erste Stimme) und ein e’ (zweite Stimme) gleichzeitig angeschlagen. Dies passiert auf der leeren G-Saite und der leeren E-Saite. Hier haben sich die Stimmen sozusagen auf dem Griffbrett überkreuzt, denn die 1. Stimme erklingt hier auf dier 4. Saite, während die 2. Stimme auf der 2. Saite gespielt wird.

So etwas passiert bei zweistimmigen Ukulelen-Arrangements sehr häufig. Wir tun einfach so als wäre dies gar nicht passiert, und spielen an dieser Stelle nun die 1. Stimme mit dem Daumen und zupfen die 2. Stimme mit Zeige- oder Mittelfinger.

Übrigens — so etwas ist auch schon beim vorherigen Stück passiert. Ist gar nicht aufgefallen, oder?

Für dieses Stück habe eine 7 Jahre alte Aufnahme in den Untiefen meines Youtube-Kanals gefunden:

 

 26. Tanz

Dieses alte Tanzstück habe ich noch ein wenig für die Ukulele angepasst.

Um im 2. Teil bequem in die hohen Lagen zu gleiten, setzt man noch während dem erklingenden letzten Ton des 1. Teils (den man mit dem 3. Finger greift) den 2. Finger davor auf den 2. Bund auf. So kann man dann bequem mit dem 2. Finger in den 8. Bund gleiten und die hohen Töne mit optimalem Fingersatz spielen.

 27. La mourisque (Maurentanz)

Ein charaktervolles Tanzstück aus Tielman Susatos Danserye aus dem Jahre 1551. Es klingt nicht nur mit Pauken und Trompeten gut, sondern auch mit der Ukulele. Dieses Stück ist eigentlich vierstimmig. Die ersten drei Stimmen könnte man direkt mit Ukulelen spielen, für die 4. Stimme wäre ein Bass geeignet. Für dieses E-Book habe ich die Mourisque zweistimmig arrangiert, was dem extrovertierten Charakter dieses Stückes sehr viel mehr entgegen kommt als ein Arpeggien-Solo.

28. Mittelalter-Melodei

In musiktheoretischen Büchern ist oftmals ein “Verbot” von Quintparallelen ein Thema. Das war für mich ein Anreiz, ein kleines zweistimmiges Stückchen zu ersinnen, das größtenteils aus Quintparallelen aufgebaut ist. Der daraus resultierende Charakter des Stückes erinnert mich an mittelalterliche Musik (in der es auch Quintparallelen gab), daher nannte ich es “Mittelalter-Melodei”.

Hier habe ich eine alte Aufnahme von diesem Stück gefunden: